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Meine Katze hat Krebs: Von der Diagnose zur OP

Teil I/ III

Es ist leider nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen. Im April wurde aus einem Routine-Tierarzttermin mit unserem Kater Riku ein Horrortrip. Was folgte waren Wochen voller Tränen, einem angebrochenen Mama- und Papaherz und lauter Gedanken, die nur um unseren kleinen Schatz kreisen.

Hinter uns liegt eine unfassbar nervenaufreibende Zeit, die ich keinen Katzeneltern wünsche. Und diese Zeit ist noch nicht vollends überstanden…

Aber von vorn. Denn wenn ich damit nur ein Katzenelternteil dazu bewegen kann, seine Katzen zur Vorsorge zu bringen, war es das schon wert. Und vielleicht tut auch mir das Runterschreiben gar nicht so schlecht.

schwarze Katze tragen

Wer Riku noch nicht aus meinen anderen Beiträgen kennt, hat was verpasst: Er ist das liebebedürftigste und liebegebendste (gibt es das Wort?) Wesen. Mein Mama-Söhnchen – im allerliebevollsten Sinne gemeint.

Auch wenn wir uns erst kennengelernt haben, als Riku schon 8 war, haben wir uns von Tag zu Tag mehr ineinander verliebt. Jetzt ist er 12 und nicht nur ein kleiner Opa, sondern ein massiver Teil meines Lebens. Mein Ribi, mein Speck-Bert, mein „kleiner Mann“. Auf welche absurden Spitznamen Riku sonst noch hört und welche Macken ihn ausmachen? Schau doch mal in seinem Steckbrief nach.

Katzen haben sieben Leben. Oder?

Man denkt immer, Katzen seien unverwundbar: Sie fallen vom Ast und landen elegant auf allen vier Pfoten.

Klar, mir war nicht erst einmal Angst und Bange, wenn Riku humpelnd oder mit Kratzern übersäht von seinen Streifzügen nach Hause kam. Anfang des Jahres war das Schlimmste für mich noch, dass er gebissen wurde und wir mit seinem abgeknickten Schwanz in die Tierklinik fahren mussten (eigentlich war es genau an Silvester – jippie yah yey: Feiertagszuschlag auf die eh schon teure Behandlung! Aber das ist in solchen Momenten das geringste Problem). Zum Glück konnten sie Rikus Schwänzchen wieder hinbiegen – wortwörtlich.

Im April wollten wir Riku dann eigentlich nur die zwei jährlichen Standard-Spritzen gegen Katzenschnupfen und Tollwut geben lassen. Dabei der übliche Routine-Check, dann schnell noch ne Wurmkur holen.

Aus schnell wurde dann nichts. Und aus Routine auch nicht…

Aus Routineuntersuchung wird Horrortrip

Die Spritzen sind schon brav überstanden, die Routineuntersuchung ist in vollem Gange. Riku liegt mit eingezogenem Schwanz, dafür ganz ruhig, auf dem Behandlungstisch, während sein Arzt einen Blick in sein Maul wirft und ihn am ganzen Körper abtastet – wie immer. Gerade mache ich noch meine Späßchen mit dem Tierarzt, doch jetzt ist eins anders als sonst: Er wird immer ruhiger.

In dem Moment wusste mein Mamaherz, dass was so ganz und gar nicht stimmt. „Da ist was, das da nicht hingehört“, presste er heraus, während seine Hand weiter auf Rikus Bauch kreiste. Da flossen sie nun: die ersten Tränen.

Und zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht mal, dass er ihn gleich dabehalten will… Mein Baby für mehrere Stunden in fremder Umgebung mit fremden Menschen und fremden Tieren eingesperrt in seinem Körbchen zurücklassen? Fiel mir extrem schwer. Schließlich kann ich Riku ja schlecht erklären, dass all der Stress nur zu seinem Besten ist.

Und so musste ich nach der Schreckensnachricht zurück auf die Arbeit und tun, als wäre nichts. Aus dem 5-Minuten-Check wurden 24 Stunden, in denen Riku einmal zum Röntgen und einmal am nächsten Tag zum Ultraschall sediert werden musste. Ob das überhaupt ungefährlich ist, musste ich erstmal nachhaken – immerhin ist Riku schon 12. Also hat das Tierarzt-Team ihm noch vorsichtshalber Blut abgenommen.

Nach den Untersuchungen haben wir ihn dann abgeholt, sobald wir durften. Wir – damit meine ich Adrian und mich. Denn die Auswertung sollte ich mir mit meinem Freund zusammen anhören, falls es schlechte Nachrichten gibt. Und ganz ehrlich: Ich weiß auch nicht, ob ich das hätte allein durchhalten können…

Diagnose: Tumor

„Tumor in der Bauchspeicheldrüse. Und der ist schon so groß wie ein Apfel.“ Seine beiden Zeigefinger und Daumen formte der Tierarzt zu einem apfelgroßen Kreis. Dass das nichts Gutes heißt, wusste ich auch ohne Medizinstudium.

Für uns Katzeneltern blieben trotzdem viele Fragezeichen: Was genau ist das Apfel-Ding? Ist es gutartig, ist es bösartig? Und wo genau hat es sich festgefressen?

Ob andere Organe betroffen sind, konnte uns der Tierarzt auch nicht sagen, riet uns aber so schnell wie möglich zur Operation. Die könne er auch selbst durchführen, da es bei ihm in der Praxis aber kein Routineeingriff wäre, empfahl er uns eine Tierklinik. Für die haben wir uns natürlich sofort einen Termin geholt.

Rikus Safe Space

Nach der ganzen Aufregung mussten wir aber alle erstmal zur Ruhe kommen und Riku in seine vertrauten Vier Wände bringen. Ganz so einfach ging das für uns alle aber doch nicht. Denn während Adrian und ich uns aufgelöst in den Armen lagen, hatte Riku mit dem Nebenprodukt seiner Untersuchungen zu tun: dem kahlrasierten Bauch. Ein ganz neues Tragegefühl, an das er sich nur langsam gewöhnen konnte.

Die ersten zwei Tage hat er sich nicht mal auf den Boden gelegt. Wäre es nicht so traurig, hätte ich es fast lustig gefunden. Denn Riku versuchte es alle paar Minuten, erinnerte sich aber immer nach einer Nano-Sekunde daran, dass seinem nackigen Bauch das viel zu kalt ist. So kamen eine Art Liegestütze zustande.

Selbst auf der Couch ging liegen nur mit Wärmekissen. Und dann war da noch der lästige Druckverband von der Blutentnahme. Dessen Farbkombi – Lila mit Glitzer – scheint unserem Patienten nicht so zugesagt zu haben. Er schleckte ihn sich nämlich fleißig vom Bein (trotzdessen, dass ich ihn ihm immer wieder anlegte)… Da er für die nächsten Stunden aber dranbleiben musste, war das eine nervenaufreibende Vollzeitbeschäftigung für mich. Und dazu noch zu spüren, wie unwohl er sich offensichtlich fühlt, war herzzerreißend…

Ein Arztbesuch jagt den nächsten

Nur wenige Tage nach der Diagnose war unser nächster Stopp also die Tierklinik, deren Team Rikus „Apfel“ nun vorsichtig entfernen sollte. Best case in meinem Kopf war: rausschneiden –> zunähen –> Kater gesund.

Wie sich rausstellte, läuft das so nicht. Angekommen bei Rikus OP-Termin hieß es nämlich „Hier operiert heute definitiv niemand“. Ähm, wie bitte?

Die ÄrztInnen hätten bisher zu wenige Infos über das Gebilde. Für uns war das ein enormer Rückschlag, denn eigentlich dachten wir, in ein paar Stunden sei alles wieder normal. Nach Rikus Diagnose ging das Bangen also erst so richtig los.

Um mehr rauszufinden, musste ich Riku jetzt schon wieder alleinlassen, diesmal sogar über Nacht. Das war das Schlimmste. Er hat gezittert, er hat miaut, er hat eingepullert. Erleichtert war ich insofern, dass wir ihm wenigstens was Vertrautes mitgeben konnten: seine More FOR Transporttasche Royal (bei Fressnapf kaufen*), der bei uns seit Monaten zur Eingewöhnung als Katzenkörbchen im Wohnzimmer steht. Reingelegt haben wir seinen Plüschbiber, der mit Katzenminze nachfüllbar ist*.

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Wie dankbar war ich übrigens, dass es die saugfähigen Anti-Pipi-Unterlagen* neulich nur im 20er-Pack gab. Beim Kauf hätte ich nie gedacht, dass wir die je alle bekommen. Doch schwupp die wupp, landeten nach jedem Klinikbesuch zwei dreckige im Müll.

Und von diesen Besuchen folgten etliche. Eine Untersuchung jagte die nächste, aber keiner der Ultraschalls, keine Punktur, nichts lieferte ein Ergebnis. Im Schnelldurchlauf heißt das jedes Mal: halbe Stunde Taxi hin, eine Stunde warten, halbe Stunde Taxi zurück. Danach tagelanges Warten voller Hoffnung: Kann der Tumor denn nun entfernt werden? Kommt eine Chemotherapie in Frage?

Und doch wurde unsere Hoffnung in den Telefonaten und Arztgesprächen immer wieder durch schwammige, ratlose Aussagen kaputtgemacht. Denn keine der Proben war aussagekräftig – das wurde zur Standardantwort. Nicht, dass die ÄrztInnen was dafür könnten. Nur war es einfach niederschmetternd, dass Riku den vielen Stress und die nicht ganz ungefährlichen Eingriffe quasi umsonst über sich ergehen lassen musste…

Dass wenigstens eine Chemotherapie Riku noch helfen könnte, hatten wir anfangs gehofft. Doch die Aufklärung durch eine Tierärztin änderte unsere Einstellung: Manchmal verlängere eine Chemotherapie das Leben der Katze nur um drei Monate – dafür, dass sie während der Chemo große Schmerzen und Übelkeit empfindet, durchgängig schlapp ist, sich sekundäre Verletzungen zuzieht, …

Ich will Chemotherapien niemandem ausreden, denn es gibt unzählige verschiedene Krebsarten, verschiedene Stadien und verschiedene Katzen. Nur für unseren Riku ist diese Behandlungsmethode laut der ÄrztInnen nicht die richtige. Und auch wir wollten ihn nicht so leiden lassen.

Nur eins konnte das Tierklinik-Team jetzt noch versuchen: reingucken.

Was kranke Katzen kosten

Bevor ich dir verrate, wie es mit Riku weiterging, möchte ich dir eins nicht vorenthalten: Der Betrag, der sich bis zu diesem Punkt summiert hatte, war vierstellig. Dabei rede ich von den reinen Untersuchungen – behandelt wurde Riku damit noch nicht.

Auch wenn das Finanzielle in dem Fall nebensächlich für uns war (Hauptsache, wir können Riku helfen), ist das eine beachtliche Summe. Was ich damit sagen will: Bitte kalkuliere solche Worst Case Szenarien ein, bevor du dich für eine Katze entscheidest. Was eine Katze samt Futter, Ausstattung, Tierarzt und allem drum und dran kostet, habe ich dir deshalb schon mal in einem früheren Beitrag zusammengerechnet.

Mein Opa… Hat zwar nichts mit Katzen am Hut, weiß aber ganz genau, wie viel mir meine drei Schlawiner bedeuten. Natürlich weiß er auch, dass er Riku physisch nicht helfen kann. Aber als er mir nach der Diagnose seine wöchentlichen Zeilen geschrieben hat (Opa und ich pflegen eine Brieffreundschaft), hat er uns ein Scheinchen beigelegt. „Aus Opas Altbeständen ein Zuschuss für eure Katzenbehandlung“. Wen wunderts, dass mein Opchen mein Held ist…

Katzen-OP in der Tierklinik

Also wurde Rikus Bäuchlein aufgeschnitten, um endlich eindeutig zu sehen: Kann der Tumor überhaupt entfernt werden? Oder liegt er doch zu ungünstig oder hat schon gestreut?

Eins kann ich dir schon mal sagen: Ich hätte mich über eine Vorwarnung gefreut, bevor mir der behandelnde Arzt einfach ein Bild meines aufgeklappten Katers zeigt – die Organe neben ihm, und der Apfel-große Tumor auch. Jetzt musste ich erstmal schlucken. Denn das war nicht die Größe eines anfangs vom Arzt beschriebenen kleinen Apfels. Das war ein ganz schön wuchtiges Teil…

Leider hatte ich damit den schlimmsten Part noch nicht hinter mir – die Auswertung. „Eine weitere OP wäre Rikus letzte“. Im Klartext heißt das: Keine OP heißt gleich keine Chance auf Heilung, bedeutet eine niedrige Lebenserwartung. Die letzten Fünkchen Hoffnung, dass der Tumor entfernen kann, sind nun unwiderruflich zerstört.

Aber um mir darüber in Ruhe den Kopf zu zerbrechen, blieb mir keine Zeit. Denn die nächste Herausforderung wartete mit dem Weg aus der Tierklinik schon auf uns…

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Welchen Rattenschwanz die OP genau mit sich gezogen hat, verrate ich dir in Teil II. Denn es ist ein laaaanges Schwänzchen, das einen ganzen Beitrag für sich braucht…

Das sagt unser Patient dazu:

Dass da was ist, was da nicht hingehört, merke ich auch. Mama nennt es den „doofen Apfel“. Und doof finde ich den wegen der ganzen Untersuchungen auch. Und zugegeben auch richtig angsteinflößend.

Hat mir ja keiner erklärt, was die da mit mir machen. Oder warum Mama mich auf einmal allein in einem fremden Käfig gelassen hat… Obwohl ich schon ein großer Junge bin, hab ich dabei nicht nur einmal eingepullert…

Aber weißt du was? Seitdem das alles durch ist, geht Mama viel öfter an den Leckerlischrank, um mir die saftigen Snacks von ihrer Hand oder aus meinen Snackball* zu geben, nach denen es mir immer dürstet. Daran könnte ich mich gewöhnen…

Riku