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Meine Katze wird sterben: Wie gehe ich damit um? Teil III/ III

„Vielleicht hat er noch ein paar Wochen. Monate, wenn er Glück hat“. Ich war noch nicht mal sicher, ob ich überhaupt bereit für die Antwort auf meine Frage war – da hatte sie der Tierarzt beim Fädenziehen nach Rikus OP schon ausgesprochen.

Trotzdem war sie wichtig, um uns auf die nächste Zeit vorbereiten zu können. Bloß wie bereitet man sich auf etwas vor, von dem man weiß, dass es einem das Herz brechen wird…

Kranke Katze: Wie gehe ich damit um?

Wenn ich das so genau wüsste… Die Worte schrieben sich bis hierher so runter, dabei hat diese Diagnose wie gesagt den Boden unter unseren Füßen weggerissen. Das kleine schwarze Wollknäuel ist unser Baby und es fällt mehr als schwer, darüber nachzudenken, wie es weitergeht, wenn es nicht mehr weitergeht.

Ich hatte es schon in Teil II dieser Reihe angedeutet: Es ist an meinem Freund Adrian und mir, unser Baby als Katzeneltern zu beschützen. Dazu gehört auch, die schwierigste Entscheidung meines ganzen Lebens zu treffen: Wann ist es soweit, dass wir unsere Katze gehenlassen müssen?

Wenn eine Katze eingeschläfert werden muss

Dazu haben wir schon ausführlich mit Rikus Tierarzt gesprochen, denn klar ist, dass wir ihn auf keinen Fall leiden lassen wollen. Im Moment gibt es dafür auch keine Anzeichen. Doch laut ihm kann es rasant bergab gehen. Dann ist es an uns, die Notbremse ziehen. Soll heißen: Wir als Katzeneltern entscheiden, ob und wann wir unseren Kater einschläfern lassen.

Da das der schlimmste Tag meines Lebens wird (ja, das kann ich jetzt schon mit Gewissheit sagen), finde ich es wichtig, dass wir uns nicht dann auch noch informieren müssen, wohin wir ihn bringen sollen und wie das Ganze abläuft. Also trafen wir schon seit der Diagnose Tumor ein paar Vorbereitungen.

Mein erster Gedanke war: Ich schaff das nicht. Und so richtig vorstellen kann ich mir immer noch nicht, wie das funktionieren soll. Wie soll ich mein Fellbaby beim Sterben begleiten, und dann auch noch fernab von Zuhause in einem sterilen Tierarztzimmer? Ich war ja schon fix und fertig, als in dem kleinen Behandlungsraum Rikus Tumor ertastet wurde! Bereits da habe ich Rotz und Wasser geheult. Wie sollte ich es jemals in der Öffentlichkeit nach Hause schaffen, nachdem mein Kater eingeschläfert wurde?

Wir haben kein eigenes Auto…

Deshalb war meine Frage bei Rikus Nachsorgeuntersuchung, ob unser Tierarzt nicht zu uns nach Hause kommen könne, um Riku in vertrauter Umgebung seine letzte Spritze zu geben.

Und mit der Frage war ich wohl nicht die erste, denn er hatte die Antwort direkt parat: Nein. Verstanden habe ich die erst nach seiner Begründung, auf die ich hätte selbst kommen können: Die Wahrscheinlichkeit ist nämlich groß, dass unsere anderen beiden Katzen, Yumi und Choco, durchdrehen würden.

A) weil sie ihren Tierarzt riechen, den sie mit schlechten Erinnerungen verbinden und so auch unsere Wohnung mit diesem Beigeschmack belastet wäre. Und B) sollen die zwei nicht mitkriegen, wie ihr Weggefährte seit 12 Jahren aus der Welt scheidet. Die Idee habe ich also gleich wieder verworfen. Nicht, dass wir Yumi und Choco noch aus egoistischen Gründen schaden.

Eine Lösung für mein Problem gab’s jetzt immer noch nicht. Also müssen wir da wohl durch. In einem separatem Raum. Mit so viel Zeit, wie wir eben brauchen.

Informieren über Katzenbestattungen

Auf Bestattungsseiten für Tiere zu surfen, reißt mir immer wieder das Herz raus. Zumindest habe ich so die wichtige Vorbereitung getroffen, uns ein Tier-Krematorium in der Nähe auszusuchen, bei dem ich anrufen und Riku in zuverlässige Hände übergeben kann, wenn die Zeit gekommen ist.

Die Kosten für eine Tiereinäscherung variieren nach Gewicht. Bei dem Krematorium unserer Wahl würden wir für die Einzelkremierung einer 6-kg-schwere Katze beispielsweise 240€ zahlen, für eine Gemeinschaftskremierung etwa die Hälfte. Für 35€ holen sie das verstorbene Tier sogar ab, vom Tierarzt oder von Zuhause.

Mein Tipp: Setze dich schon vor dem Ableben deiner Katze damit auseinander, was du dir für ihre Bestattung wünschst und was mit deinem Sparschwein vereinbar ist. Teurer heißt nicht immer besser – die Hauptsache ist doch, dass die Beerdigung voll von Liebe sein wird.

Nach der Einäscherung (sofern die von euch überhaupt gewünscht ist) stehen Katzeneltern verschiedene Varianten offen: Tierfriedhof oder eigener Garten, Urne oder keine, …

Ich werde hier bewusst nicht auf alle einzeln eingehen, denn für uns fühlt sich nur die eine richtig an. Auch wenn wir hoffen, dass wir bis dahin noch viel Zeit mit unserem Riku verbringen werden.

Wir wollen eine Baumbestattung

Noch haben Adrian und ich kein eigenes Haus mit Garten. Adrians Oma schon. Und die haben wir nach reichlicher Überlegung gefragt, ob wir Riku in ihrem Garten begraben dürfen, wenn es soweit ist. Aber nicht auf die herkömmliche Weise.

Für uns war direkt klar: Wir wollen nicht nur einen Ort der Erinnerung schaffen, sondern auch, dass aus Riku neues Leben entsteht. Also haben wir uns eine biologisch abbaubare Urne ausgesucht. Heißt: Die Katzenasche wird zusammen mit einem Pflanzensamen oder einem bereits herangewachsenen Bäumchen vergraben.

Ich finde den Gedanken einfach unglaublich beruhigend, dass Riku somit nicht ganz weg sein wird oder nur statisch unter der Erde liegt – sondern dass aus ihm etwas Neues wächst.

„Sucht euch einen Platz aus“, war die eindeutige Antwort von Adrians Oma.

Urnen, Pflanzensamen, Bäume und Co. werden auf unterschiedlichen Webseiten angeboten. Welche du wählst, ist auch eine finanzielle Frage.

Mein Tipp: Setze dich schon vor dem Ableben deiner Katze damit auseinander, was du dir für ihre Bestattung wünschst und was mit deinem Sparschwein vereinbar ist. Teurer heißt nicht immer besser – die Hauptsache ist doch, dass die Beerdigung voll von Liebe sein wird.

Gedenkschmuck: Deine Katze immer bei dir tragen

Diese eine Sache möchte ich für mich selber tun: Mein Baby bei mir tragen.

Auf etsy (unbezahlte Werbung) habe ich durch Zufall den riesigen Markt an Gedenkschmuck entdeckt. Den gibt es in gefühlt 18.777.548 verschiedenen Varianten: als Diamant gepresste Asche, Asche in Ketten und Armbändern oder mit Tierhaaren. Ich persönlich habe mich direkt in einen Gedenkring mit Katzenasche verguckt, der mich schon allein durch seine Farbe immer an meinen Riku erinnern wird.

Das Paradoxe daran: Ich kann verstehen, wenn das jemand komisch oder „eklig“ findet. Mich aber beruhigt der Gedanke, dass ich Riku noch bei mir tragen werde – und auch er nicht ganz allein gelassen wird.

Jeder Tag ist ein Geschenk

schwarze Katze

Hört sich cheesy an? Stimmt. Aber hinter diesem kitschigen 08/15-Spruch steckt seit den vergangenen Wochen eine tiefe Bedeutung für Adrian und mich. Seit vier Monaten also wissen wir, dass es bergab mit unserer Katze gehen wird, und dass ein Ende kommen wir. Riku geht es den Umständen entsprechend gut (ja, ich habe gerade dreimal auf Holz geklopft. Sicher ist sicher), auch wenn wir damit rechnen müssen, dass sich sein Zustand jeden Moment verschlechtert.

„Wir können nichts mehr für ihn tun“ schallt wie ein Echo in unseren Köpfen. Wobei… Wir, als Rikus Mama und Papa, können schon was tun. Denn wir können ihn jeden Tag an uns drücken, jeden Tag kuscheln, jeden Tag Küsschen auf seinen nackigen Bauch geben (dessen Fell seeeeehr sehr langsam nachwächst). Ihn wie immer an die frische Luft lassen (mit Chemotherapie wäre das aufgrund sekundärer Verletzungen schwierig geworden) und nachts wieder rein, wenn er miauend vorm Fenster sitzt. Nicht die Augen rollen, wenn er stolz eine Ratte im Schlepptau hat, sondern dankbar sein, dass er noch fit genug dafür ist (und ja, es gibt seitdem auch ein/ zwei Leckerlis mehr für Riku). Und dankbar, das sind wir. Gerade jetzt.

Mindset: Dankbarkeit.

Dankbar für jedes Schnurren. Jedes „Mau“, das er an mich wendet. Für jedes Mal, das ich ihn von der Küchenzeile zitieren kann, weil das Essen zu verführerisch roch. Für jede Nacht, die ich stundenlang wachgehalten werde, weil *jemand* mit seinem Dickschädel als Liebesbeweis gegen mich stupst (und dabei schon mehrmals so nah dran war, mir die Nase zu brechen – kein Spaß!) und sich auf/ neben/ hinter und wieder auf mich legt. Und so laut schnurrt wie eine Waschmaschine im Schleudergang. Dankbar, dass er gerade quicklebendig neben mir liegt, während ich meine Gefühle aufschreibe.

Ich muss fast jedes Mal weinen, wenn Riku mir tief in die Augen schaut. Nicht nur, weil ich unfassbar wütend und traurig bin, dass mir mein kleiner Seelenverwandter weggenommen wird und er vorher womöglich leidet. Sondern besonders, weil ich so stolz bin, wie wir zusammengewachsen sind.

Eines Tages sind wir dafür da, eine Entscheidung in seinem Sinne zu treffen, wenn es ihm nicht mehr gut geht. Und bis dahin heißt es viel Kuscheln auf Mamas Schoß, viele Kopfnüsse gegen Papas Stirn, und noch mindestens 7.183.000 Küsse aufs kahle Bäuchlein <3 Mittlerweile können wir ihn sogar damit aufziehen, dass der wie ein kleines Euter aussieht. Irgendwie müssen wir das Ganze ja überleben.

PS: Danke

Wir sind euch für jedes gedrückte Pfötchen dankbar, dass uns über instagram oder sonst wie erreicht hat und drücken auch fleißig unsere Pfötchen und Däumchen für alle, die grad die Arschbacken für ihren Fellfreund zusammenkneifen. Ihr seid der Hammer!

Das sagt unser Patient dazu:

Liebe kann mich vielleicht nicht auf ewig am Leben halten, gibt mir aber jede Menge Kraft.

Ich spreche deshalb mal für alle Katzen und Kater, wenn ich sage: „Danke“. Danke an alle Katzenmamas und Katzenpapas, dass ihr uns mit eurer Liebe fast erdrückt und euch immer um uns kümmert – egal, ob es uns und euch gerade richtig gut geht oder nach vielen Höhen and Tiefen die Tiefen Überhand genommen haben…

Riku