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Erste Hilfe für Katzen – Teil II/III

Anlegen von Verbänden und Wiederbelebungsmaßnahmen bei Katzen

Vom Verbandanlegen bis hin zur Wiederbelebung: zwei wichtige „How to“-Anleitungen, die jeder Katzenliebhaber für den Ernstfall draufhaben sollte! So wird nicht nur der betroffenen Katze geholfen, sondern auch dir die Situation leichter fallen, wenn du weißt, was zu tun ist.

Befindest du dich gerade in einer Notsituation, folge Schritt für Schritt den Grundregeln für Notfälle in unserem Artikel Erste Hilfe für Katzen – Teil I. Dort findest du auch alle Verletzungen von A-Z aufgeführt mit ihren Symptomen und von dir zu ergreifenden Maßnahmen der Erstversorgung.

Wie lege ich meiner Katze einen Verband an?

Wie du einer Katze einen Verband anlegst, kommt ganz auf die Verletzung an, die sie sich zugezogen hat. In den meisten Fällen dreht es sich um Biss– und Schnittverletzungen oder Brüche. Für den Fall der Fälle solltest du Zuhause und unterwegs mit dem Auto immer mit einer vollständigen Notfallapotheke für Katzen ausgerüstet sein. Nach der Erstversorgung deiner Katze bringe sie sofort zum Tierarzt!

Vorweg gilt:

N
  • Handschuhe anziehen
  • als Erstes Blutung tiefer, stark blutender, geschwollener oder entzündeter Wunden stoppen: mittels eines Fingers Druck auf eine Kompresse (oder Taschentuch) auf dem Gefäß ausüben 
  • offene Wunden von Dreck befreien
  • kleinere Fremdkörper mittels Pinzette entfernen
  • Verletzung mit Fingerspitzengefühl ausspülen (bestenfalls mit steriler Elektrolytlösung, sonst lauwarmes Wasser)
M
  • Wunden nicht abtupfen oder reiben (würde die Blutung nur verstärken)
  • größere feststeckende Fremdkörper nicht herausziehen, sondern ein paar Zentimeter über der Wunde abschneiden, lockeren Verband um sie wickeln, zum Tierarzt aufbrechen
  • kein Jod/ keinen Alkohol verwenden, falls du die Wunde desinfizieren möchtest

Beim Anlegen des Verbands (z. B. bei einer Verletzung am Bein) ziehst du am besten einen Helfer hinzu. Dieser legt die Katze auf die Seite, fixiert sie mit dem Nackengriff und hält ihre Pfoten fest (v. a. die oberen oder unteren, je nachdem, welche nicht von der Verletzung betroffen sind). Der Verband besteht aus drei Schichten:

Zuerst klebst du einen dünnen Streifen doppelseitiges Klebeband von oben bis unten auf das verletze Körperteil (in diesem Fall das Bein, aber nicht in die Wunde), damit der Verband nicht verrutschen wird. Lege einen Tupfer über die Wunde und so, dass er auch Griff am Klebeband bekommt.

Als Zweites erstellst du eine absorbierende, polsternde Schicht aus spezieller Verbandswatte. Diese Watte darfst du nie direkt auf der Wunde aufbringen, da die Gefahr bestünde, dass sich beides miteinander verklebt. Vor allem mögliche Knochenerhebungen und zwischen den Krallen musst du mit reichlich Watte polstern, um zu vermeiden, dass deine Katze sich aus Versehen selbst verletzt. Vergiss auch die fünfte, etwas höher gelegene Daumenkralle nicht. Wickle dann eine Mullbinde von unten nach oben um die verletzte Stelle (bei Verletzungen am Bein auch die Pfote mit umwickeln).

Die dritte Schicht dient der Fixierung: Dabei darf die Krepp-Papierbinde (zum Schluss festgeklebt mit Textilklebeband) oder selbsthaftende, elastische Binde (falls die ersten Schichten nicht genug Halt haben) etwas fester angebracht werden, ohne dass Körperteile abgeschnürt werden. Lege sie ansonsten recht locker und vor allem gleichmäßig an.

p

Beim Verbinden musst du darauf achten, die Blutzirkulation nicht abzuschnüren!

Stoppt die Blutung partout nicht oder schwächt nicht einmal ab, kühle sie zusätzlich. Dazu umwickelst du ein Kühlpad mit einem Handtuch und hältst es leicht auf den Verband. Tut sich keine Veränderung auf, lege einen Druckverband oder eine Staubinde an. Hört die Wunde nach einigen Minuten immer noch nicht auf zu bluten, musst du besonders schnell zum Tierarzt.

Der Katze einen Druckverband anlegen

Einen Druckverband legst du an, wenn deine Katze z. B. hellrot und stoßartig blutet. Bis du beim Tierarzt angekommen bist, übe Druck auf sie mit Hilfe eines sterilen Tupfers oder frischen Taschentuchs aus. Lege dann den obenstehend Schritt für Schritt beschriebenen herkömmlichen Verband an, und zwar an der Stelle, wo die Katze so stark blutet. Übe zusätzlich mehr Druck mittels der Binde aus, mit der du die betroffene Stelle einwickelst und nach einigen Runden eine noch aufgerollte Mullbinde zwischenlegst und weiter umwickelst. Nach spätestens 20 Minuten musst du ihn wieder lockern, damit nichts abgeschnürt wird, und nachsehen, ob die Wunde noch blutet.

Im äußersten Notfall, so bspw. einer arteriellen Blutung, wird eine Staubinde oberhalb der Wunde angelegt und mittels Knoten festgezogen bzw. durch eine Schleife haltbar gemacht, bis die Blutung abschwächt und gänzlich gestillt ist. Alternativ kannst du dafür ein dickes Gummiband, einen Nylonstrumpf, eine Strumpfhose, einen Schnürsenkel, einen Hosenträger o. ä. nutzen. Achtung: Die Staubinde darf auf keinen Fall mehr als 15 Minuten angelegt bleiben, da sie immerhin die gesamte Blutzirkulation der betroffenen Gliedmaße komplett abschnürt. Lockere die Binde in diesem Fall für einen Moment und lege sie nach kurzer Pause von Neuem an.

Beatmung und Herzmassage

Wiederbelebungsmaßnahmen bei Katzen

Wiederbelebungsmaßnahmen sind bei leblosen Katzen ebenso wie beim Menschen nach dem ABC-Schema ausgelegt:

A

Atemwege

Lege die Katze flach hin und platziere ihre Hinterbeine und ihr Becken erhöht. Ihre Schnauze muss der tiefste Punkt sein. Öffne das Maul deiner Katze, ziehe die Zunge leicht heraus und entnehme jegliche Fremdkörper oder Erbrochenes. (In dieser stabilen Seitenlage werden ihre Atemwege freigehalten und ihr Kreislauf entlastet.)

B

Beatmung

Schließe das Maul deiner Katze mit einer Hand in Form eines Trichters und strecke ihren Hals leicht mit der anderen. Ihre Zunge bleibt wie beschrieben vorn. Blase deiner Katze nun alle drei Sekunden (nicht zu stark!) Luft in ihre Nase (Mund-zu-Nase-Beatmung). Dabei muss sich ihr Brustkorb leicht heben, allerdings nicht wölben.

C

Circulation

Und zwar die des Kreislaufs. Hat das Herz deiner Katze aufgehört zu schlagen, gehe zur Herzmassage über. Sie sollte auf einem festen Untergrund liegen. Dafür legst du ein zusammengelegtes Tuch unter ihre Brust und dann deine linke Hand flach auf ihren Brustkorb und presst mit zwei Fingern deiner rechten Hand zehnmal zügig aufeinanderfolgend auf deine weiterhin flache linke. Beatme deine Katze danach wieder zweimal und teste ein weiteres Mal ihren Herzschlag. Dieses Muster führst du immer im Wechsel fort, bis sie wieder bei Bewusstsein ist.

Du bist nun bestens vorbereitet (nur für den Fall) und kannst dich ganz beruhigt auf dein Wissen verlassen. Natürlich kannst du dir den Artikel auch ausdrucken und in deinen Erste-Hilfe-Koffer legen – so kannst du die Maßnahmen nachgucken. Ist dir das noch nicht genug? Dann besuche für noch mehr Selbstsicherheit im Umgang mit verletzten Tieren einen Erste-Hilfe-Kurs für Tiere in deiner Nähe! Außerdem empfehle ich, dir einfach mal Zuhause deine Katze zu schnappen und ihren Herzschlag zu ertasten, damit du im Notfall schon weißt, wo du ihn erfühlen kannst. Doch Achtung: Übe keine Wiederbelebungsmaßnahmen an einer Katze aus, die sich nicht in Not befindet!

Jetzt hoffen wir, dass mein Beitrag für dich reine, langweilige Theorie ist – denn das würde bedeuten, dass du sie nicht gebraucht hast und der Ernstfall bei dir Zuhause noch nie eingetreten ist. Wir drücken euch die Pfötchen, dass es dabei bleibt!

Das sagt Riku dazu:

Auch wenn ich ein großer Kater mit viel Masse bin, verschont mich das nicht vor Kratzern und Bisswunden anderer Katzen, sodass Mama und Papa meine Katzen-Notfallapotheke schon einige Male benutzen und wieder mit sterilen Tupfern, Verbandswatte und Binden auffüllen mussten.

Einmal bin ich fast erstickt, als ich ein zu großes Stück Fressen ins Maul genommen und nicht gekaut, sondern einfach hintergeschluckt habe. Da es sich verkeilt hat, war mein Atemweg versperrt und ich war kurz vorm Ersticken. Nach einigem Drücken auf meinem Brustkorb haben Mama und Papa es wieder aus mir herausbekommen, aber der Schock saß bei uns allen ganz schön tief, da ich nur haarscharf an einer Wiederbelebung vorbeigeschliddert bin… Da es durch dumme Zufälle bei jedem einzelnen von uns soweit kommen könnte, fühle ich mich sicherer dadurch, dass Mama und Papa für den Ernstfall gewappnet sind.

Riku